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Stimme der Fachleute zum Schutz von Kunst und Kulturgut

Laudatio zur Vergabe der Auszeichnung „Riegel – KulturBewahren. Preis für Schutz, Pflege und Ausstellen von Kunst- und Kulturgut“ 2019

Sehr geehrter Herr Prof. Dr. Raue,
sehr geehrter Herr Dr. Schmitt,
sehr geehrter Herr Pollmann,
liebe Kolleginnen und Kollegen, liebe Gäste,

Museen und alle Institutionen, die mit Kunst- und Kulturgütern arbeiten, brauchen das handwerkliche Können und die wissenschaftliche Expertise der Restauratorinnen und Restauratoren. Wir legen das kulturelle Erbe in ihre Hände. Das zeigt unser Vertrauen in ihre Fähigkeit, Wertvolles für die nächste Generation zu bewahren. Gestärkt wird dieses Vertrauen durch die Tatsache, dass hinter den einzelnen Restauratorinenn ein starker Verband steht. Für den Deutschen Museumsbund würdige ich heute sehr gerne anlässlich der Verleihung des Riegel-Preises 2019 dessen Leistungen und Verdienste, wie auch Herrn Dr. Raue als seinen Präsidenten.

Ihnen ist es zu verdanken, dass das Bewusstsein für das reichhaltige kulturelle Erbe und die Sinnhaftigkeit seiner Bewahrung auch jenseits der Fachkreise zunimmt. Im Europäischen Kulturerbejahr 2018 hat der VdR die Gelegenheit, das wichtige Thema Restaurierung von Kulturgut einem breiteren Publikum zu öffnen, auf beeindruckende Weise genutzt und den „Europäischen Tag der Restaurierung“ auch in Deutschland etabliert. Dieses Jahr nutzten 13.000 Besucherinnen und Besucher bei 250 Veranstaltungen in Deutschland die Gelegenheit, Einblicke in private Ateliers, Hochschulen, Museen, Denkmalämter und Schlösserverwaltungen zu erhalten.

Sie alle erhielten einen aktuellen und unmittelbaren Einblick in den Arbeitsalltag der Restaratorinnen und Restauratoren. Ihre Aufgaben sind komplex und vielfältig:

  • Sie beginnen mit der technologischen Untersuchung und Zustandserfassung vielfältigster Objekte. Dies schließt Forschungen zu materiellem Kontext, früheren Zuständen und Entwicklung von Restaurierungsverfahren ein.
  • Die Restaurierung der Sammlungsbestände beinhaltet die Bedarfsermittlung, Konzeption, Organisation und Durchführung der Maßnahmen, inklusive Dokumentation und eventuell Neupräsentation. Die unterschiedlichen Objektgattungen mit ihren eigenen Problemstellungen erfordern jeweils spezialisierte Fachrestauratoren.
  • Restauratorinnen und Restauratoren übernehmen die Sammlungsbetreuung und Schadensprävention, etwa durch Vorgaben zur Klimatisierung, zum Vitrinenbau, Verpackung und Transport, Ausstattung der Ausstellungs- und Depoträume sowie durch Beratung bei Neu- und Umbauten. Sie sind eingebunden in die Beurteilung der Leihfähigkeit sowie das Erstellen von Zustandsprotokollen.
  • Zum Bestandserhaltungsmanagement zählen auch Planung und Koordination sammlungsübergreifender Maßnahmen (z. B. Monitoring, Integrated Pest Management, Notfallplanung), das Erstellen von Leistungsverzeichnissen, Vorbereitung, Überwachung und Abnahme extern vergebener Restaurierungsleistungen und die Vorbereitung von Projektanträgen.
  • Restauratoren sind zudem beratend und gutachterlich tätig, z.B. bei Echtheitsfragen oder Restitution. Sie können in die Aus- und Fortbildung von Praktikanten, wissenschaftlichen Volontären und Studierenden eingebunden werden, übernehmen Lehrveranstaltungen und verfassen wissenschaftliche Publikationen. Schließlich sind sie in die Öffentlichkeitsarbeit, Vermittlung und Kommunikation ihrer jeweiligen Institution einbezogen.

Trotz Öffentlichkeitsarbeit ist die Komplexität und die Vielfältigkeit der Tätigkeit des Restaurators jedoch oft noch nicht genug bekannt. Ein authentisches Bild des Restaurators zu zeigen, ist unter anderem das Anliegen des VdR, der sich seit seiner Gründung im Jahr 2001 die Stimme der Fachleute ist, die sich für den Schutz und die sachgerechte Bewahrung von Kunst und Kulturgut einsetzen.

Der Beruf des Restaurators hat sich in den letzten Jahrzehnten – national wie international – zu einer wissenschaftlichen Disziplin mit fundierter Hochschulausbildung entwickelt, die Theorie und Praxis in sich vereint. Der VdR fördert nicht nur die Ausbildung auf Hochschulniveau, im Sinne des „Lifelong Learning“ bietet er auch zahlreiche Weiterbildungsmöglichkeiten sowie Netzwerkplattformen und Austauschmöglichkeiten, z.B. mit Politik, Kultur und Katastrophenschutz.

Für eine fachliche und interdisziplinäre Vernetzung seiner Mitglieder sorgt der VdR, dank seiner kollegial geprägten Strukturen (seine Fach-, Interessen- und Landesgruppen). Regelmäßige Treffen, Exkursionen, Seminare, Workshops und Tagungen helfen dabei, das eigene Know-how zu vertiefen und den Austausch zu pflegen.

Qualität, Vernetzung, Öffentlichkeitsarbeit: diese Ziele verfolgt der Verband der Restauratoren mit großer Zielstrebigkeit und noch mehr Engagement. Deshalb ist der VdR ein würdiger Träger des Preises. Im Namen des Deutschen Museumsbundes gratuliere ich Herrn Dr. Raue und dem Verband der Restauratoren ganz herzlich zur Verleihung des "Riegel – KulturBewahren 2019".

Eckart Köhne